Die häufigsten Parasiten des Rehwildes im Überblick
Für Jäger ist es von entscheidender Bedeutung, dass das erlegte Rehwild gesund ist und keine Wildkrankheiten aufweist. Insbesondere das Wildbret, das später verarbeitet wird, sollte keinerlei Anzeichen von Krankheiten zeigen. In den meisten Fällen trifft dies auch zu, doch es gibt Ausnahmen, bei denen das erlegte Tier Krankheitsanzeichen oder Parasiten aufweist.
Oftmals erkennen Jäger bereits mit einem kritischen Blick auf das erlegte Wild, ob dieses von Parasiten befallen ist. Auf der Haut, unter der Decke oder beim genauen Hinschauen können sich Blutsauger oder kleine Würmer zeigen. Ein solcher Befall wird nicht selten erst bei der weiteren Untersuchung während des Aufbrechens sichtbar. Hier erkennt man schnell, ob das Tier Würmer oder andere Parasiten beherbergt.
Es gibt eine Vielzahl von möglichen Parasiten, die sich auf oder in einem erlegten Reh befinden können. Besonders häufig sind jedoch bestimmte Arten von Blutsauger und Würmern, die Jäger regelmäßig antreffen. Beim genaueren Blick können erfahrene Jäger schon erste Anzeichen von Befall erkennen. Im späteren Verlauf des Aufbrechens bestätigt sich dies oft durch sichtbare Parasiten.
Was sind überhaupt Parasiten?
Um sich mit dem Thema eingehend zu beschäftigen, stellt sich zunächst die grundsätzliche Frage: Was sind Parasiten? Parasiten sind kleine Lebewesen, die in ihrem gesamten Entwicklungszyklus auf andere Organismen, den sogenannten Wirt, angewiesen sind, um zu überleben. Diese kleinen Schädlinge entziehen dem Wirt wichtige Nährstoffe, die er für seine eigene Gesundheit benötigt.
Doch nicht nur das: Parasiten können auch gefährliche Krankheitserreger übertragen und Gewebe sowie Zellen des Wirts schädigen. Dies ist besonders relevant, wenn man sich Wildfleisch genauer anschaut, da die Parasiten nicht nur im Inneren des Wildes, sondern auch auf der Haut vorkommen können.
Grundsätzlich lassen sich Parasiten in zwei Kategorien unterteilen: Endoparasiten, die im Inneren des Wirts leben, und Ektoparasiten, die auf der Außenseite des Wirts zu finden sind.
Parasiten im Überblick
Ektoparasiten beim Rehwild
Ektoparasiten beim Rehwild befinden sich auf der Außenseite des Organismus und nutzen Federn, Haar und Hautparasiten des Wirts als Lebensraum. Diese Parasiten befallen das Rehwild also von außen. Ein typischer Übertragungsweg dieser Parasiten erfolgt entweder durch die Eiablage auf den Haaren, durch adulte Parasiten oder über direkten Körperkontakt.
Jeder Jäger, der bereits Rehwild erlegt hat, ist vermutlich schon einmal auf diese Parasiten gestoßen. Eine gewisse Anzahl dieser Ektoparasiten ist völlig normal und für das Wild in der Regel ungefährlich. Entscheidend ist jedoch das Ausmaß des Befalls. Insbesondere stark geschwächte Tiere oder solche, die bereits an einer anderen Krankheit leiden, zeigen oft einen sehr starken Parasitenbefall, der über das normale Maß hinausgeht.
Ein massiver Parasitenbefall kann ein wichtiger Hinweis darauf sein, das erlegte Wild auf weitere Veränderungen besonders gründlich zu untersuchen. Zu den häufigsten Ektoparasiten zählen unter anderem:
- Hirschläuse
- Haarlinge
- Zecken
- Hirschlausfliegen
- Hausdasslfliegen
Hautdasseln und deren Befallsverlauf
Die behaarten Dasselfliegen schwärmen vor allem im Hoch- und Frühsommer. Weibliche Fliegen legen ihre Eier ins Fell von Zwischenwirten, wie z.B. Rehen, insbesondere im Rückenbereich. Aus diesen Eiern schlüpfen Larven, die sich in die Hautwürmer des Wirtes bohren und im Unterhautgewebe heranwachsen.
Auf der Fleischseite sind oft Bohrgänge zu erkennen, die von den Larven zur Atmung genutzt werden. Ein Befall mit Parasiten unter der Haut, insbesondere Hautdassellarven, tritt vermehrt in den Wintermonaten auf. Durch das Eindringen der Larven entstehen entzündliche, beulenartige Schwellungen auf dem Rücken des Rehs, die sogenannten "Dasselbeulen", welche durch kleine Atemlöcher gekennzeichnet sind.
Nach dem Wachstum verlassen die Larven im April das Reh durch die Bohrlöcher, verpuppen sich am Boden und schlüpfen dann Ende Mai oder Anfang Juni als neue Dasselfliegen. Solche Löcher in der Haut können Krankheit auslösen und sind nach dem Erlegen oft als kleine vernarbte Stellen in der Decke des Rehs sichtbar.
Ein Befall mit jüngeren Larven kann unbedenklich sein, solange keine wesentlichen Veränderungen am Wildbret oder der Muskulatur sichtbar sind und keine blutig-sulzigen Veränderungen auftreten. Allerdings sind Stücke, die unter deutlicher Abmagerung oder Würmer unter der Haut leiden, nicht für den menschlichen Verzehr geeignet.
Rachendasseln / Rachenbremsen und deren Zyklus
Die Dasseln, auch bekannt als Rachendasseln, sind hummelähnliche Fliegen, die etwa 16 mm groß sind. Sie schwärmen von Juni bis August. In dieser Zeit schleudern die Weibchen ihre Larven in einem Flüssigkeitstropfen in den Nasenraum von Schalenwild, wie etwa Rehwild. Die Larven wandern anschließend in den Nasenrachenraum, wo sie innerhalb eines Jahres zu etwa 3 cm großen Larven heranwachsen.
Durch das Wachstum der Larven wird die Atmung des betroffenen Wildes merklich eingeschränkt. Nach einem Jahr verlassen die Larven über die Nase den Wirt und verpuppen sich am Boden. Entgegen der verbreiteten Meinung dringen diese Parasiten nicht ins Gehirn vor, sondern werden häufig vom Reh ausgeniest. Nach 23 bis 42 Tagen schlüpfen die erwachsenen Rachendasseln aus den Puppen, und der Zyklus beginnt erneut.
Typische Symptome beim Wild sind Niesen, krampfartige Hustenanfälle, das Schleudern mit dem Kopf und Atembeschwerden. Bei starkem Befall kann es sogar zu eitrigem oder blutigem Nasenausfluss kommen. Nach der Entfernung des Hauptes eines befallenen Rehs gibt es keine Bedenken hinsichtlich der Nutzung des Wildbrets, da die maden im kopf nicht das Fleisch beeinträchtigen.
Die verschiedenen Endoparasiten
Das Rehwild leidet nicht nur unter den bekannten Ektoparasiten, sondern häufig auch unter den sogenannten Endoparasiten. Parasiten Beispiele hierfür sind Parasiten, die im Inneren des Wirtkörpers leben, beispielsweise in den Organen in Form von Darmparasiten. Die Parasiteneier oder Larven werden meist beim Äsen vom Wild aufgenommen.
Einmal im Körper, entwickeln sich die Larven weiter, pflanzen sich fort und legen erneut Eier, um den Zyklus zu erhalten. Diese Eier werden dann vom Wild ausgeschieden, und so setzt sich der Kreislauf fort. Auch bei den Endoparasiten gibt es verschiedene Arten, wobei ein geringer Befall ohne Entzündungsanzeichen oft als normal gilt.
Sofern nur das jeweilige Organ parasitär befallen ist und keine bedenklichen Merkmale vorliegen, kann das betroffene Organ entfernt und das Wildbret dennoch für den menschlichen Verzehr genutzt werden. Allerdings kann ein starker Befall mit Parasiten darauf hindeuten, dass zusätzlich eine virale oder bakterielle Infektion vorliegt.
Magen-Darmwürmer und deren Folgen
Die Infektion mit Magen-Darmwürmern erfolgt über die Aufnahme von Larven. Diese Mini Stuhl Würmer klettern in der Dämmerung auf Futterpflanzen und werden dann über die Äsung vom Wild aufgenommen. Im Inneren des Körpers entwickelt sich die Larve zum ausgewachsenen Darmwurm, der im Magen-Darm-Trakt des Wildes lebt.
Ein bekannter Vertreter ist der Rote oder gedrehte Magenwurm, der im Labmagen des Wildes lebt. Dieser Wurm ernährt sich entweder von Gewebeteilen oder saugt Blut aus der Magenschleimhaut. Bei leichtem Befall ist der Wurm oft erst nach der Öffnung des Darmtrakts zu erkennen. Bei stärkerem Befall sind die Parasiten direkt nach der Öffnung sichtbar, da der Darmtrakt meist rötliche Verfärbungen aufweist.
Bei starkem Befall leidet das Wild oft an starkem Durchfall und Abmagerung, was sich durch kotverschmierte Hinterläufe und den Spiegel des Rehs zeigt. Der Haarwechsel kann ebenfalls leiden, was sich durch struppiges und glanzloses Fell äußert.
Ein extrem starker Befall kann zu schweren klinischen Erkrankungen führen und in manchen Fällen endet das Leben des Wildes durch Erschöpfung. Solche befallenen Rehe sind, insbesondere bei starker Abmagerung, ungeeignet für den menschlichen Verzehr. Bei Unsicherheiten oder starkem Befall sollte der Körper des Tieres von einem Tierarzt untersucht werden, um die genauen Darmparasiten Symptome zu bestimmen.
Leberegel: Daran erkennt man eine Infektion
Der Leberegel lebt als erwachsener Parasit in den Gallengängen der Leber des Rehwildes. Bei einem geringen Befall treten oft keine Symptome auf, doch ein stärkerer Befall kann zu erheblichen Leberschäden führen. Eine Infektion mit Leberegeln ist leicht durch das Anschneiden der Leber zu erkennen: Die Gallengänge sind verdickt, und die Gallenflüssigkeit erscheint braun und flockig. Die roten Maden-artigen Leberegel können in vielen Fällen direkt aus den Gallengängen herausgedrückt werden.
Typische Symptome einer Infektion sind Abmagerung, Durchfall, Gelbsucht sowie stumpfes oder struppiges Haar. Auch Blutarmut kann ein Anzeichen sein. Eine von Leberegeln befallene Leber ist für den Verzehr ungeeignet. Allerdings ist das Wildbret in der Regel genießbar, solange keine weiteren Auffälligkeiten wie Abmagerung, Gelbsucht oder Abszessbildung vorliegen.
Kleine Lungenwürmer, aufgenommen durch einen Zwischenwirt
Sie werden über die Äsung aufgenommen, benötigen jedoch einen Zwischenwirt in Form von Nackt- oder Gehäuseschnecken. Nach der Aufnahme wandern die Parasiten über die Blut- und Lymphbahnen in die Lunge des Wirtes. Dort befallen sie die kleineren Luftwege und das Lungengewebe, wo sie sich schließlich zu ausgewachsenen Würmern entwickeln.
Die Eier und Larven der Lungenwürmer werden vom befallenen Tier hochgehustet, abgeschluckt und anschließend ausgeschieden. Ein geringer Befall verläuft in der Regel ohne sichtbare Symptome. Bei starkem Befall können jedoch Atembeschwerden, Abmagerung, Störungen des Fellwechsels und der Gehörnentwicklung auftreten. Bei erlegtem Wild sind in der Lunge oft wallnussgroße Knoten zu finden.
Die Entstehung großer Lungenwürmer ohne Zwischenwirt
Große Lungenwürmer werden über die Äsung aufgenommen und benötigen im Gegensatz zu kleineren Arten keinen Zwischenwirt. Die Würmer bei erwachsenen Tieren befinden sich als Larven direkt auf den Futterpflanzen. Diese Art von Lungenwurm ist stark verbreitet und hochinfektiös. Sie können bis zu 9 cm lang werden und gelangen nach der Aufnahme durch das Wild über die Blut- und Lymphbahnen in die Lunge.
Dort legen die Würmer ihre Eier ab, die anschließend hochgehustet, abgeschluckt und ausgeschieden werden. Im Freien entwickelt sich die Larve weiter. Große Lungenwürmer sind hauptsächlich in der Luftröhre und den größeren Bronchien zu finden, wo sie Brut- und Wurmknoten verursachen. Diese Knoten haben beim Tasten und Anschneiden eine fleischige Konsistenz und schädigen die Bronchien, das Lungengewebe und die Luftröhre.
Bei starkem Befall kann es zu Lungenentzündungen mit Fieber kommen. Die Infektion ist leicht anhand der Atemwege und der darin enthaltenen Würmer erkennbar.